Es war eine kleine Delegation von Politikern und Vertretern der Wirtschaft, die Mitte März zehn Tage lang quer durch Paraguay reiste – aber vielleicht ein großer Schritt für eine langfristig erfolgreiche Partnerschaft in wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen. Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf besuchte gemeinsam mit dem EU-Abgeordneten Andreas Mölzer, dem Nationalratsabgeordneten Gerhard Deimek, dem Zweiten Wiener Landtagspräsidenten Johann Herzog, dem früheren Infrastrukturminister Mathias Reichhold und dem Immobilien-Experten Alexander Kaspar Entscheidungsträger des Landes und beendete damit nicht nur eine rund zwölfjährige Abstinenz Österreichs in Paraguay, sondern legte auch einen Grundstock für eine zukünftige tiefere Beziehung zwischen den beiden Ländern.
Termin- und Reise-Marathon durch Paraguay
hier die Vorsitzende der Colorado-Partei, Lilian Samaniego (neben Martin Graf).
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Graf und seine Delegierten haben einen wahren Marathon absolviert, was die Reisekilometer und Termine betrifft. So gab es Gespräche mit dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofes, Luis Maria Benitez Riera, mit dem Chef der drittstärksten Partei UNACE, General Lino Oviedo, mit dem Bürgermeister von Asuncion, Arnaldo Samaniego, mit dem Rektor der größten Universität, Pedro Gerardo Gonzales, mit dem Vize-Wirtschaftsminister, Salvador Invernizzi, mit der aussichtsreichen Präsidentschaftskandidatin und Vorsitzenden der COLORADO-Partei, Lilian Samaniego, mit dem Staatssekretär für Tourismus, Benjamin Chamorro, mit dem Präsidenten des Wissenschafts- und Technologieausschusses CONACYT, Juan Carlos Rolon Gadea, mit dem Vizepräsidenten der Republik Paraguay, Federico Franco, mit dem Sentaspräsidenten, Oscar Gonzales Daher, und weil es eine Zwischenlandung in Argentinien gab, kam es im dortigen Kongress auch noch zu einem Treffen mit dem Vizepräsidenten von Argentinien, Julio C. Cobos.
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Dem nicht genug, besuchte die Delegation die größte Auslandskolonie Österreichs in Paraguay, die Carlos Pfannl Colonia Independencia, wo man die Landsleute mit Blasmusik und Trachten-Volkstanzgruppe begrüßte, und die Mennoniten im heißen Chaco, wo es u.a. zum Treffen mit dem Gouverneuer des Bundesstaates, Walter Stöckl, dessen Vorfahren aus Tirol kommen, kam. Die Busfahrt dorthin dauerte sieben Stunden. „Nur“ fünf Stunden nahm dagegen die Anreise nach Ciudad del Este in Anspruch – es zahlte sich aber aus: In der Grenzstadt zu Brasilien befindet sich das größte Wasserkraftwerk der Welt und wenn man über die Brücke fährt, kann man auch die größten und schönsten Wasserfälle der Welt, die Cataratas von Iguazú, bewundern. Logiert wurde im Hotel Austria des Wieners Gerhard Bayer, der ein interessantes Projekt verfolgt: Er baut in Ciudad del Este eine deutschsprachige Schule, immerhin leben in der Region rund 15.000 Menschen deutscher Abstammung.
Teilnehmer der Reise ziehen eine positive Bilanz
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Martin Graf, Dritter Nationalratspräsident und Delegationsleiter: „Der Wachstumsmarkt dieser jungen Bevölkerung bietet großartige Chancen. Wenn man bedenkt, dass 30 Prozent der Paraguayaner unter 15 Jahre, 50 Prozent unter 21 sind, kann man sich ausrechnen, dass der ohnehin bereits boomende Markt erst zu wachsen beginnt. Deutsch wird hier als drittstärkste Sprache gesprochen, was den österreichischen Unternehmen gute Voraussetzungen bietet. Wir haben bei unserem Besuch bei den Staatsspitzen erfahren, dass die Österreicher ein sehr gutes Image in Paraguay haben und dass man österreichische Produkte sehr schätzt. Dies sollte uns einladen, die Beziehungen noch mehr zu vertiefen.“
EU-Abgeordneter Andreas Mölzer: „Paraguay ist ein Hoffnungsland für Lateinamerika, überhaupt für Südamerika. Ein Land mit großem Potenzial, das Europa in Zukunft mehr nutzen muss. Für Österreich ist Paraguay ein idealer Partner, da man dort mit der großen deutschstämmigen Bevölkerung ein wichtiges Bindeglied hat. Ich bin dafür, dass Österreich und Europa die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit Paraguay massiv ausbauen.“
Nationalratsabgeordneter Gerhard Deimek: „Paraguay ist trotz intern gemachter Schwierigkeiten unheimlich chancenreich für österreichische Unternehmen, auch aufgrund des riesigen Wirtschaftswachstums und der niedrigen Steuern. Die Menschen sind für uns emotional leicht zugänglich und erschließbar.“
Johann Herzog, Zweiter Wiener Landtagspräsident: „Es ist wichtig, dass sich die EU und Österreich um Paraguay kümmern. Österreich war bis zu unserem Besuch in Paraguay überhaupt nicht präsent, dabei gibt es seitens der Staatsspitze größtes Interesse an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Wir sollten auch darauf achten, dass wir gemeinsam mit den deutschsprachigen Gruppen im Land die österreichische Kultur und die Sprache erhalten. Eine Initiative könnte sein, speziell die deutschsprachigen Schulen zu unterstützen.“
Mathias Reichhold, Wirtschaftsvertreter eines österreich-deutschen Energieunternehmens: „Paraguay ist ein spannendes Land mit vielen Chancen für risikofreudige Investoren. Mit den richtigen Partnern vor Ort sind in kurzer Zeit hohe Renditen möglich. Die natürlichen Ressourcen sind groß und liegen voll im Trend. Wenn die politische Lage halbwegs stabil bleibt, sind zweistellige Wachstumsraten in den nächsten Jahren vorprogrammiert.“